Dienstag, 6. Mai 2014

34. Wiener Brief 2.0

"Der Wiener Brief an sich"


Wie die meisten von euch schon bemerkt haben dürften, handelt es sich beim "Wiener Brief" um ein recht seltsames Phänomen. Zum einen sind die behandelten Themen so wirr wie unverständlich und zum anderen taucht er mal öfters in ein und der selben Woche, mal wochenlang nicht auf.


Die Unregelmäßigkeit lässt sich recht einfach erklären, der Autor durchlebt gerade eine seiner Faulheits-Lebensphasen und lässt sich dabei von kaum was stören. Und da kein anderer für ihn in die Bresche springen wollte, lag der "Wiener Brief" einfach brach.


Die Themen des "Wiener Briefs" bleiben, wie man sieht, recht verworren. Das liegt ganz einfach am Autor!


Apropos Paprika (ich weiß es eh selbst, dass war nicht meine beste Überleitung ;-), aber es ist schon spät): Ich möchte eine Korrektur für den "30. Wiener Brief 2.0" anbringen. Geht es um Paprika, so kann es nur einen geben, den orangen. Der vereint nicht nur Spitzenwerte was den Vitamin C-Gehalt betrifft, nein, er hebt sich optischen von fast jedem Gericht angenehm ab, ohne einen zu aufdringlichen Kontrast zu erzeugen, der das Auge, welches ja mit isst, irritieren könnte. Welch andersfarbiger Paprika könnte all das noch von sich behaupten. Keiner, ich weiß, deswegen hier nochmals unser Gesamtsieger in der Kategorie "Bester Paprika": Der orange Paprika.


Apropos orange (sehr viel besser, ich weiß): Warum man in Paris anstatt grünen orange Lampen in einen Großteil der Fußgängerampeln verbaut hat, bleibt wohl auf ewig ein Rätsel.

Sonntag, 23. März 2014

33. Wiener Brief 2.0

"Die Hexe oder ein neuer Besen kehrt gut, ein alter ist aber einfach nur hässlich"


Wir alle wissen, Geld macht aus Menschen bessere Menschen. Und wie um uns das auf perfide weise erneut vom manchmal so grausamen Leben verdeutlicht zu bekommen, wurden uns solcherart verbesserte Menschen in eine enge Loge gesetzt.


Ort der Begegnung war das wohl schönste Haus der schönen Künste in Wien und der Anlass einer Prämiere war wohl ein mehr als würdiger, um sich wieder mal den Kulturerledigungsvermerk zu erneuern.


Nach erfolgreicher getränketechnischer Versorgung, dies beinhaltete neben dem obligatorischen Gläschen Sekt ebenso die Bestellungen desselbigen Menüs für die Pause. Damit sichert man sich nicht nur einen entscheidenden Zeit Vorteil, weil man sich nicht gemeinsam mit gefühlt allen gleichzeitig aus dem Veranstaltungsraum tretenden Menschen an einer Theke mit zwei Mitarbeiterinnen anstellen muss, nein, man sichert sich zeitgleich ein Stehtischerl auf dem die Gläser bei Pausenbeginn schon sehnsüchtig auf deren Besitzer warten. Was dank meiner vorausdenken Planung in diesem Falle wir waren.


Nach besagter Aufnahme und Anschließender geordneter Abgabe von Flüssigkeit, begaben wir uns zu unseren Plätzen in einer Loge. Da die Vorstellungen beim Versuch die Karten zu kaufen, so gut wie Ausverkauft waren, mussten wir diesmal mit Plätzen in der dritten Reihe einer Loge Platz nehmen. An sich kein Problem. Aber als wir die Loge betraten, betraten wir quasi die falsche Loge. Denn auf die Begrüßung unsererseits kam ein Kopfnicken des Mannes in der zweiten Reihe, ein ungläubiger Blick eines geschmacklos gekleideten Mädls in der ersten Reihe und abschließend der Kommentar des Familienoberhaupts, ich nenne sie hier mal ganz zwanglos "die Hexe", mit folgenden, an den Mann in der zweiten Reihe gerichteten, Worten "Ich dachte, wir hätten die ganze Loge". Sprach es aus und drehte sich wieder weg.


Was sagt man dazu? Nicht viel, weil man sich den Abend nicht schon vor Beginn einer wunderbaren Vorstellung, und das war sie unabhängig von den Vorkommnissen, vermiesen lassen möchte. Auch deshalb gibt's den Frustabbau und diese mehr als unfaire Beschreibung hier und heute. Ob meine halblauten Kommentare aus dem Off damals angekommen sind oder nicht, ist egal, es muss alles nochmal raus.


Aber wie nun konnten wir erkennen, dass es sich in dieser bis heute nicht ganz genau bekannten Zusammenstellung einer Familie um bessere, weil natürlich in gewisser weise reichen Menschen handelt. Ganz einfach, Sie ließen es uns auf vielfältige weise wissen. Ich denke, es handelt sich hierbei gar nicht bewusst um ein einstudiertes Verhalten, vielmehr wirkt es fast wie angeboren, so natürlich wie nicht über Geld, sondern nur über Dinge gesprochen wird, meist beiläufig und fast im Gespräch untergehend, die aber eindeutig mit Geld verbunden sind.


"Siehst du, mein kleiner Liebling", die Hexe zeigt, an das kleine Kind gewandt, mit ihrem knochigen Finger auf eine der Logen gegenüber, "dort drüben sind wir beim Opernball gesessen". Und an den, möglicherweise auch ihren Mann in der zweiten Reihe gewandt, "Schau mal da drüber, das sitzt der Herr x und der Herr y nebst Gemahlin". Und wie um jeden im Saal zu zeigen, dass man sich kennt, wird wie wild mit der gesamten knochigen Hand gewunken. Das verbissene, verhärmte Gesicht blüht kurz auf, als die Geste in der anderen Loge erwidert wird. Auch wenn ich glaube, dass sich weder der/die Winkende noch der/die Angewunkende in diesem Alter noch eindeutig auf diese Distanz identifizieren können. Viel wahrscheinlicher ist, dass sich zwei völlig fremde einander zugewunken haben. Aber wichtig ist, jeder hat es sehen. Und wenn man sich in besagtem Haus, bei einer Prämiere zuwinkt, oder gar einem jemand zuwinkt, ja dann, dann heißt das schon was. Was ist mir zwar nicht ganz klar, aber es wird schon was heißen.


Das Mädl in der ersten Reihe, entweder Tochterhexe oder Enkelhexe der Hexe, ups, nein, das wahr zu hart, also nenne ich sie ihres Auftretens wegen einfach "das Klugscheißer-Mädchen". Das ist besser, beleidigend, aber nicht verletzend ;-). Sie war zwar wie erwähnt geschmacklos gekleidet, aber das machte sie locker mit den Kosten der Bekleidung wieder wett. Neben einer Handtasche, die demonstrativ auf dem verbliebenen freien Platz in der zweiten Reihe, also quasi direkt unter unseren Nasen abgelegt wurde, für die ein durchschnittlicher österreichischer Arbeiter gut und gerne zwei Monate arbeiten müsste, falls er keine Steuer bezahlen müsste, ansonsten noch ein Monat länger dafür arbeiten müsste, trug das Klugscheißer-Mädchen ein Kostüm, also für alle nicht so modeaffinen, das hat nichts mit Fasching oder Verkleidung zu tun, dass wahrscheinlich ein Jahresbudget einer Kleinfamilie sprengen würde. Und es saß nicht mal. Aber davon abgesehen, was hat so ein Zeug an einem Mädl von vielleicht 16 Jahren zu tun?


Und um das Bild vom Klugscheißer-Mädchen komplett zu machen, trug sie eine Brille. Nicht irgend eine Brille, sondern eine Nerd-Brille. Was hätte auch besser zu ihr gepasst, wie sonst könnte sie den ganzen Abend lang klugscheißern ohne eine solch passende Brille. Dirigent, Musikauswahl, das komplette Orchester, die Besetzung, die Choreographie, ja selbst das Makeup der Tänzer, welches akribisch mittels Opernglas studiert wurde, wurde beklugscheißert. Ich weiß, das Wort gibt es gar nicht, nicht nur weil mir mein Textprogramm das Wort mit einer roten Wellenlinie unterstreicht, sondern weil ich mir das Wort ausgedacht habe. Aber ich hab in der Kürze kein besseres gefunden.


Verhalten und Auftreten des Klugscheißer-Mädchen lassen den Verdacht nahe legen, dass es sich zwar in Obhut einer Privatschule befindet, und zwar in einer die den Namen noch verdient, aber kaum den regelmäßigen Prügel der Rüpel dort entgehen wird. Wobei die Rüpel an einer Privatschule kaum den unsrigen Vorstellungen von Rüpel entsprechen werden. Die Schütteln dir wahrscheinlich die Hand und stellen sich standesgemäß vor bevor sie dir eine rein hauen und verabschieden sich wieder mit einer kurzen Verneigung und wünschen einen schönen Tag. Und das ohne jeden Sarkasmus.


Aber die wirklich Leidtragende in dieser gesamten Posse des Abends war das kleine Mädchen, dass flankiert von der Hexe und dem Klugscheißer-Mädchen den Abend verbringen musste (der Mann war auch nicht beneidenswert, aber so was nennt man wohl selbstgewähltes Schicksal). Für uns wäre es zwar schöner gewesen, wenn auch das kleine Mädchen nicht gezwungen geworden wäre sich im Kreise ihrer Familie Kultur anzusehen, weil sie sich nach dem Höhepunkt, dem Auftritt der vier Nachwuchstänzer, mehr als langweile und quengelte. Aber eh nicht zu viel, auch weil die knochigen Finger der Hexe immer auf ihrem Rücken herum fuhren, wie um dem Mädchen immer wieder das Gefühl zu geben, dass sie unter Beobachtung steht.


So durften wir nicht nur eine fantastische Vorstellung, sondern auch Menschen genießen, die uns die wunderbare Wirkung von viel Geld vor Augen führten und auch uns so ein Stück weit zu besseren Menschen machen konnten.


Um bei unserer Realität zu bleiben, den traditionellen Abschluss eines solchen kulturellen Abends begingen wir natürlich beim Würstlstandl.

Freitag, 14. März 2014

32. Wiener Brief 2.0

"Zug um Zug"


Ein schöner Aspekt das Mitteilungsbedürfnis in Form von Geschriebenem zu befriedigen, ist es, dass sich niemand in irgend einer Form belästigt fühlen kann, weil man dem Geschriebenen durch Verweigerung des Lesens einfach entgehen kann. Nicht so, wenn das Mitteilungsbedürfnis durch die reine Niederschrift nicht ausreichend befriedigt wird, sondern erst durch den Gebrauch von Sprache eine Form von Erlösung erfährt.


Anbei ein Einakter der die Qualen vor Augen führen soll, die ein unbedarfter Mensch ohne sein zutun erfahren kann.


Das Bühnenbild ist bewusst einfach gehalten und stellt in geeigneter Form ein Abteil der zum Beispiel Österreichischen Bundesbahnen dar. Ein Mann, eine Frau, ein paar Statisten, die aber für das Funktionieren des Stücks nicht notwendig wären.


Der Mann sitzt am Platz direkt vor der Frau und versucht, den Kopf ans Fenster gelehnt, zu schlafen.
Die Frau kramt in ihrer Handtasche und bringt ein modernes Fernsprechgerät (hier könnte man ohne viel von der Geschichte zu verlieren auch durchaus Begriffe wie "Mobile Sprecheinheit" oder "Kommunikationsgerät" verwenden) zum Vorschein. Sie tippt darauf herum und hält sich es schließlich an Ohr und Mund.


--Beginn des Monologs der Frau-- (das Mann hat in diesem Stück keinen Text, was auch ganz bewusst den Bezug zur Realität herstellen soll ;-), der Mann darf aber denken, zumindest hier im Stück)


Frau (ohne erkennbare Gemütslage): "Ich habe da eine Kollegin die schon bald in Pension geht, die sich aber sehr viel mit Natur und so auseinandersetzt. Die sagt, Schilddrüsenprobleme kämen von angestauter Wut im Bauch".


Mann (denkt): -Was zum Teufel (er denkt recht grobschlächtig) hat die Information der bevorstehend Pensionierung mit dem Auseinandersetzen mit der Natur zu tun. Sollte man sich vor der Pensionierung näher mit der Natur beschäftigen, weil man dran und drauf ist sich von ihr zersetzen zu lassen? Und wie kann sich das Gefühl der Wut anstauen und sich physisch manifestieren? Müsste sich dadurch die Problematik der Überbevölkerung nicht schon lange von selbst gelöst haben?-


Frau (bestimmt): "Und ich bin wütend auf dich, weil ich nicht das Gefühl hatte, dass ich das Wichtigste in deinem Leben war"


Mann (denkt): -Aha, er ist Schuld an ihrer Krankheit und das, weil sie nicht das Gefühl hatte, das Wichtigste zu sein. Was aber nicht heißt, dass sie es nicht war. Sie hatte nur eben nicht das Gefühl. Schöner Mist. Der Kerl ist im Arsch (das Grobschlächtige bleibt)-


Frau (Hört offensichtlich ihrem Gegenüber zu, widerwillig, weil die Hand schon merklich zittert und der Mund immer wieder zum Sprechen ansetzen möchte. Das ganze Bild hat etwas von einem Fisch der schon zu viel Zeit an Land verbringen musste.)


Frau (laut und so erbost, dass das Nach-Luft-Schnappen zwischen den Worten deutlich hörbar wird): "Jetzt bist du auch noch auf mich wütend!"


Mann (denkt): -Der arme Kerl, der wahrscheinlich nur versucht hat ein paar Dinge klarzustellen, trägt nun noch intensiver dazu bei, dass sich ihre Krankheit der wütenden Schilddrüse verschlimmert. Vielleicht sollte sie sich auch schon präventiv näher mit der Natur auseinandersetzen.-


Frau (bestimmt): "Nein, nein, nein, das hat damit gar nicht zu tun. Du vermischt schon wieder Sachen."


Mann (denkt): -Ich bin soooo arm, die ganze Welt ist offensichtlich gegen mich und jeder hat Schuld, nur ich nicht. Oje, oje, ojemine-


Frau (sehr bestimmt): "Außerdem kann ich jetzt nicht reden, ich bin im Zug."


Mann (denkt): -Jetzt ist er auch noch daran Schuld, dass sie nicht reden kann, weil sie ihn aus einem vollen Zug aus angerufen hat.-


Mann (grübelt)


Frau, beleidigt: "Ich leg jetzt auf, weil ich eh nicht reden kann." Und beendet das Gespräch.


Mann (schickt in Gedanken ein Dankeschön gen Himmel): -Danke, dass es nicht nur bei der Ankündigung blieb.-


Mann (beginnt ein Lied vor sich hin zu summen): "Eine Zugfahrt die ist lustig, eine Zugfahrt die ist schön" und schläft überrascht von der plötzlichen Stille sofort ein.

Donnerstag, 6. März 2014

31. Wiener Brief 2.0

"Das Leben ist schön"


Kann sein, muss aber nicht. Der Arbeitstag war überdurchschnittlich lange. Mehr als die Hälfe der Zeit verbrachte man sitzend im Auto, beschäftigt mit dem Beobachten der vorbeiziehenden Landschaft. Einer Landschaft deren Schönheit sich mit nützlich für Straßenbauprojekte umschreiben lässt, weil eben eben. Der Termin beim Kunden war gut, zwar ohne konkretes Ergebnis, aber gut, das Missverhältnis aber zwischen Zeit beim und damit für den Kunden und der An- und Abreisedauer lässt einem einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Das hat aber meiner Neigung zu Wortspielen aber offensichtlich keinen Abbruch getan ;-).


Klar fährt man noch kurz ins Büro, um die Unterlagen dort zu deponieren, die stören beim abendlichen Einkauf nur, auch wenn es schon dämmert. Und natürlich fällt einem, kaum am Arbeitsplatz angekommen, ein, dass sich da noch Dinge für morgen früh am Schreibtisch tummeln, die einer Erledigung harren. Also nur kurz hingesetzt und die paar Kleinigkeiten abgearbeitet.


Mittlerweile ist es stockfinster und man hat Angst alleine zur U-Bahn zu gehen. Ok, es ist zwar wirklich schon finster, aber gerade mal halb sieben. Aber alleine zur U-Bahn zu gehen ist in den Außenbezirken in Wien nie ein Spaß ;-). Der Weg nach Hause ist dank U-Bahn kurz und störungsfrei. Das kann man auch nicht jeden Tag behaupten, aber heute war diesbezüglich ein guter Tag.


Ebenso erfolgreich war die Warenzusammenstellung im hiesigen Supermarkt. Wobei man bei Lebensmittelhändlern in Innenstadtlagen wohl eher von Nicht-Ganz-So-Super-Märkten reden müsste, müsste man deren Fläche beurteilen. Eindeutig super hingegen ist das Warenangebot und Reinheit des gehobenen Lebensmitteleinzelhandels. Was natürlich auch für die Preise desselbigen gilt.


Nachdem das essenstechnische Abendprogramm schon seit den frühen Morgenstunden fest steht und der Besuch im Supermarkt nicht der erste war, ging das Füllen des Kunststoffwarenkorbs mit den Produkten meiner Wahl sehr rasch von statten.


Aber dann. Ja, dann kam die Kassa. Und noch bevor die Kassa kam, kamen die Menschen die einen ähnlichen Ablauf ihres Abend wie ich im Sinne hatten. Also hieß es erstmal warten. Und natürlich wählt man im Zweifelsfall die Schlange, in der sich Personen anstellen, die sich ein Plastiksackerl oder gar die Luxusvariante, ein Papersackerl sparen wollen und zu den zur freien Entnahme hinter der Kassa aufliegenden Knotenbeuteln greifen. Das spart man gut und gerne 20 Eurocent, aber natürlich auch nur dann, wenn man das erstandene Sackerl nach dem Erstgebrauch wegwirft und nicht noch x-mal verwendet. Was nicht nur gerüchteweise funktioniert, sondern im Selbstversuch erfolgreich verifiziert werden konnte.


Die kostenpflichtigen Sackerl haben aber den Vorteil, dass sie mehr als nur eine Makrone in sich aufnehmen können ohne zu reißen. Also stehen die, ich nenn sie jetzt mal einfach Knotenbeutelmenschen, im Bereich hinter Kassa und versuchen verzweifelt einen Einkauf für sechs Erwachsene und neun Kinder in Knotenbeutel zu verstauen. Wie gesagt, maximal 20 Eurocent gespart. Aber das dauert natürlich. Die Beutel lassen sich nur mit zwei Händen abreißen, jeder zweite Beutel reißt nicht dort wo er soll und wer schon mal versucht hat, unter dem Druck der von der Kassa nachströmenden Masse einen solchen Knotenbeutel auseinander zu falten, der weiß, dass das Unterfangen zum Scheitern verurteilt ist.


So vergeht Minute um Minute, bis die Knotenbeutelmenschen ihre Knotenbeutel befüllt haben und den Weg für die Nachkommenden an der Kassa frei machen. Nicht dass ich schadenfroh wäre, aber der Anblick eines eben noch die Kassa blockierenden Menschen, der am Gehsteig kniet und verzweifelt versucht seinen Einkauf, der verstreut auf gut und gerne fünf Quadratmetern verteilt liegt, einzusammeln und in allen möglichen Öffnungen der Bekleidung unter zu bringen, würde mir wahrscheinlich doch ein kurzes Lächeln auf die Lippen zaubern. Wie gesagt, maximal 20 Eurocent.


Aber damit hat das Drama erst seinen Lauf genommen. Denn zwischen den Knotenbeutelmenschen tauchen immer wieder unvermutet die Kleingeldmenschen auf. Kleingeldmenschen sind eine ganz besondere Klasse von Menschen, die sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, jeden, und ich meine hier wirklich jeden ohne Einschränkung, jeden auch noch so kleinen Einkauf exakt, also auf den Eurocent genau, zu bezahlen. Und nicht dass hier jemand denkt, der Kleingeldmensch tut dies in unserer modernen Welt mit Hilfe einer Plastikkarte, nein, natürlich nicht. Denn der Kleingeldmensch verachten diese Form der Zahlung, die stellt nämlich einen Gutteil seiner Lebensaufgabe in Frage.


Ziel des Kleingeldmenschen ist es zwar, den Betrag in Scheinen und wenn möglich sogar alles in  Form von Münzen der geforderten Währung dem Kassapersonal auf die kleinste Einheit genau auszuhändigen, aber keineswegs hat dies innerhalb einer selbst gesetzten Mindestzeit zu erfolgen. Dass heißt, es kann dauern, bis der Kleingeldmensch sein Kleingeld aus den Tiefen seiner Kleidung zu Tage gefördert hat, es in aller Seelenruhe gezählt hat und Münze für Münze in die Hand des Kassiers gelegt hat. Es ist auch nicht sonderlich hilfreich den Kleingeldmenschen anzutreiben, man läuft nämlich Gefahr, dass er sich verzählt und das Ganze nochmal von vorne startet.


So, endlich genug über wirklich alle vor mir in der Schlange aufgeregt und geistig auf tiefste Beschimpft und endlich an der Reihe zu bezahlen. Tja, bezahlen, klingt einfach, wäre es auch, wenn man Geld dabei hätte, egal in welcher Form. Tja, hatte ich nicht. Da hilft auch kein noch so intensives Suchen in allen Taschen der gesamten Kleidung, wenn die Brieftasche im Büro zurückgelassen wurde. Und da hilft auch kein noch so hilfloser Blick in die erwartungsvollen Augen der Kassiererin. Denn sie erwartet Geld. Und alle anderen an der Kassa wartenden erwarten, dass ich gehe und den Platz frei mache.


Natürlich sind die Fußgängerampeln rot und vor einem drängen sich Menschenmassen aus und in die U-Bahn die zurück zum Büro fährt. Und natürlich funktioniert der Lift aus der U-Bahn nicht. Ja klar, kann man sich denken, schadet ihm gar nichts mal ein paar Stufen zu steigen, aber dass auch der Lift ins Büro im vierten Stock versagt, stimmt mich schon etwas bedenklich. Zumindest hab ich meine Zutrittskarte nicht im Supermarkt liegen lassen und kann ungehindert mein Büro betreten und mein Geld entnehmen.


Zurück im Supermarkt, also keine halbe Stunde später, sprich eine halbe Stunde meines Lebens auf Grund meiner eigenen Nachlässigkeit verschissen, entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber die ist in diesem Falle leider angebracht, zurück also im Supermarkt und die hinterlegte Ware gegen Bares getauscht und endlich ab nach Hause. Und welch Überraschung, der Lift funktioniert nicht. Also nicht als ich versuche ihn im Parterre zu rufen. Aber kaum zu Fuß im fünften Stockwerk angekommen, öffnet der Lift seine Pforten mit einem leisen Bling, so als ob er mir gerade ins Gesicht lachen möchte und mich derart verhöhnt. Aber an solch einem Tag kann mich selbst ein so hinterlistig agierendes technisches Konstrukt nicht mehr mehr meinen Tag versauen. Der ist so wie so abgehakt und ich bleibe ruhig.


Und an solch einem Tag verwundert es auch nicht, dass ein Brief vom für die Parkraumbewirtschaftung (was für ein Wort) zuständigen Magistrat in der Wohnung wartet geöffnet zu werden. Der aufmerksame Wiener Briefe 2.0 Leser weiß, dass der Autor da mal ein kleineres Problem mit einem nicht der hiesigen Straßenverkehrsordnung entsprechend abgestellten Fahrzeug hatte. Er war damals so kühn, einer dieser Strafen (ja, Mehrzahl) zu widersprechen und heute hat er die Rechnung am Tisch.


Und was könnte diesen Tag besser beschließen, als dieses Schreiben vom Amt und dessen Antwort auf mein Begehr. Das Amt stellt das Verfahren gegen mich ein. Das Leben kann so schön sein. Gute Nacht.

Donnerstag, 20. Februar 2014

30. Wiener Brief 2.0

"Von realen und virtuellen Welten"

Die Frequenz meiner Veröffentlichungen hat ganz schön gelitten. Und wer ist schuld? Die moderne Technik, natürlich. Die versucht mich immer stärker in ihren Bann zu ziehen und lässt mir so kaum noch die Chance, viel Zeit in der realen Welt zu verbringen. 

Erst kürzlich hab ich einen vollen Nachmittag damit verbracht, Rätsel zu lösen, die es nicht nur nicht in der realen Welt gibt, sondern komplett sinnlos in der realen Welt wären. Sprich, ich hab genau nichts für mein Leben hier draußen in der rauen Welt des Realismus mitgenommen. Es war letztendlich ein komplett mit Nutzlosigkeiten verbrachter Nachmittag. Und, ich hab dafür bezahlt. Also nicht im übertragenen Sinne, nein, ich hab richtig Geld dafür bezahlt. Ob ich im übertragenen Sinne auch noch dafür bezahlen werde steht heute noch nicht fest. Ich gehe aber fest davon aus ;-).

An und für sich wäre das sinnlose verplempern von Zeit nicht zu verurteilen, aber in diesem speziellen Falle muss ich mich hierfür leider selber maßregeln. Das schlimme an dieser Rätsel-Lösen-Rallye war, dass man beim Versagen des eigenen Verstands, wenn ich also mit meinen begrenzten geistigen Fähigkeiten nicht mehr weiter gekommen bin, mehr oder weniger sofort Hinweise bekommen habe, wie es weiter gehen könnte. Wartet man danach noch etwas länger, löst sich das Rätsel quasi von selbst. 

Jetzt bin ich mir selbst nicht mehr sicher, ob das Ziel nicht etwa doch das bewusste Ausnutzen dieser Hinweisfunktion war, um möglichst ohne viel Denkaufwand die Rätsel zu lösen. Dann wärs ja nicht so schlimm ;-).

Da lob ich mir schon eher virtuellen Welten, die nicht so schnell ihre Geheimnisse preisgeben. Ein gutes Beispiel dafür hat mir ein sehr lieber Freund ohne viel Aufhebens auf mein Tablett geschickt. Also virtuell. Er hat mir kein Bier serviert, denn der Austausch von Flüssigkeiten hat immer noch physisch zu erfolgen, eine virtuelle Umgehung ist weder bekannt noch wünschenswert. *Austausch von Flüssigkeiten* ;-).

Stößt man im konkreten Beispiel an seine zerebralen Limits, sprich, weiß nicht weiter, gehts auch nicht weiter. Das kann ganz schön frustrierend sein, beflügelt aber seinen Geist, sich weiter mit der Lösung zu beschäftigen. So wie es auch im von mir so gerne genannten "richtigen" Leben sein sollte. Da blendet auch niemand am Firmament einen Hinweis ein, wenn ich wieder mal vor einer kniffligen Entscheidung, wie zum Beispiel der Farbwahl beim Paprika, stehe.

Man hört aber auf der anderen Seite immer wieder mal von Menschen, denen von ihnen Unbekannten gesagt wird, was sie zu tun haben. Es könnte also doch durchaus im Bereich des Möglichen liegen, dass wir Teil eines für uns einfach geistig nicht fassbaren Systems sind, wie auch immer so etwas aussehen kann, das uns, oder zumindest einige Auserwählte von uns, fremd steuert. Aber falls es existiert, ist es ja zu komplex um von mir erfasst zu werden. Also wirklich schwierig zu belegen. Aber eben auch nicht zu widerlegen ;-).

Was ich mit diesem Post aber eigentlich sagen wollte, war, dass man den gelben Paprika nehmen sollte. Der ist nicht nur bekömmlicher als der unreife grüne, der macht sich farblich auch sehr viel besser als der rote, wenn er mit Tomaten gemeinsam aufs Teller kommt ;-).

Donnerstag, 13. Februar 2014

29. Wiener Brief 2.0

"Prämiere"

Der nächste technische Quantensprung ist getan. Ich schreibe einen Wiener Brief auf einem Tablett. Das ist natürlich kein Tablett mit dem Getränke serviert werden, wobei man es selbst dafür missbrauchen könnte, was aber auf Grund des Werts wohl nicht so schlau wäre. 

Und ich schreibe den Wiener Brief nicht nur auf einem Tablett, nein, ich schreibe den Brief ohne Tastatur. Wie das geht? Na ja, es gibt schon sowas wie ne Tastatur, aber eben nicht physisch. Also so mit Knöpfen zum angreifen. Also angreifen geht gar nicht, weil die Tastatur, die es ja eigentlich gar nicht gibt, auch noch unter einer Glasscheibe liegt. Zum Schutze und damit es überhaupt funktioniert. Hat auch was mit der elektrischen Leitfähigkeit der Haut zu tun, ist aber nicht wirklich wichtig, Hauptsache es funktioniert.

Wobei das mit dem funktionieren nicht immer so funktioniert, wie ich mir das vorstelle. Weil das Ding in meinen Händen schlau sein möchte, gibts die Tastatur automatisch immer dann wenn man sie braucht, oder eben genau dann nicht, oder genau dann, wenn man sie nicht braucht. So geht schon mal über ein Jahr hochgerechnet die eine oder andere Stunde verloren mit dem ein- oder ausblenden der Tastatur (eine Sekunde fürs Knopf suchen und drauf drücken, macht, zweimal täglich, übers Jahr etwa, hm, circa 12 Minuten. Ok, sind keine Stunden, aber immer noch genug verplemperte Zeit). Und wer möchte schon Zeit von seiner rare Freizeit opfern, nur weil die Softwareentwickler entweder zu wenig bezahlt bekommen oder ihrer Aufgabe nicht nachkommen. 

Ich höre förmlich schon die Unkenrufe der Leser, die den Ursprung der Probleme vor dem Bildschirm sehe. Aber nicht in diesem Fall. Ich mache nämlich keine Feler ;-).

Aber sein wir uns mal ehrlich, ich bin damit in der Zukunft angekommen und richtig glücklich mit dem Ding. Nicht nur dass ich mehr Rechenleistung als das komplette Apollo Programm (1-13) inklusive der Mondlandung in Händen halte, könnte man mein neues Tablett ebenso gut in einer Designerwohnung liegen lassen, ohne das es dort fehl am Plätze wäre.

Ob ich darauf noch weitere Briefe verfassen werde ist noch unklar, weil ich mich noch nicht an die ab und zu auftauchende und wieder verschwindende Tastatur gewöhnt habe. Da ist die physische Tastatur klar im Vorteil, die bleibt nämlich genau dort wo man sie hinlegt. Wobei das, als einer der größten Nachteile, ebenso für die Brösel in der Tastatur gilt. Woher auch immer die kommen, aber wahrscheinlich gibts in der Tastaturfabrik nur Knäckebrot zu essen ;-).

Donnerstag, 6. Februar 2014

28. Wiener Brief 2.0


„Der Lückenbüßer“
Man könnte auf Grund der Wahl des Titel mutmaßen, dass es sich hierbei um keinen Wiener Brief im eigentlichen Sinne, sprich einem kleinem Sammelsurium an mehr oder weniger sinn- und humorvollen Geschichten, sondern um eine aus den Fingern gesogene, an den Haaren herbeigezogene und nur zur Füllung einer schon zu lange andauernden zeitlichen Lücke handelt. Falsch.
Aber um hier nicht etwa eindeutige Vorurteile zu Gunsten des Briefes zu suggerieren, überlasse ich es natürlich wie immer dem Leser zu entscheiden, ob der Brief gut ist. Aber eigentlich müsste es richtigerweise heißen, wie gut der Brief ist. Nicht dass das für mich persönlich sonderlich wichtig wäre, aber natürlich freut man sich über das eine oder andere Lob. Oder besser gesagt, über viel Lob. Also fremdes Lob. Ich wäre mir auch nicht zu schade, mich selbst zu loben, aber, nichts aber, der Brief ist gut ;-).
Na ja, gut ist vielleicht etwas hoch gegriffen, er ist in Ordnung. Ok, sagen wir er ist nicht schlecht. Warum einigen wir uns nicht auf ein Unentschieden. Aber mit leichten Vorteilen für den Brief, weil er ja zumindest da ist und sein Bestes gegeben hat. Hat halt diesmal nicht ganz gereicht, um die Massen zu begeistern. Obwohl man das jetzt beim Schreiben ja noch gar nicht sagen kann. Vielleicht wird’s ja doch noch was. Aber wohl eher nicht. Zum Glück ist er wenigstens kurz ;-).
Und falls es interessiert, die Gefahr, dass ich auf der schiefen Bahn verbleibe, sprich, ich in den Knast muss und später vielleicht in einer Straßenschlacht von verfeindeten Gangs, dessen Mitglied ich zu diesem Zeitpunkt bin, sterben werde, oder zumindest schwer verletzt werde, ist noch nicht gebannt. Auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, dass das eine Parkstrafe im Wien auslösen könnte ;-).